E L T E R N
Jahrzehnte vergangen, Kindheit lange vorbei.
Im Spiegel vom Schicksal gezeichnetes Konterfei.
Die Liebe der Eltern in Frage gestellt,
kein Licht mehr die Erinnerung erhellt.
Der Mutter Gedanken im Vergessen ertrunken,
des Vaters Liebe in einer andern versunken.
Alle Worte der Zuneigung in ihrer Fülle,
im Herzen nicht mehr als eine leere Hülle.
Wo Zuversicht, ja Gewissheit einst war,
bleibt nur mehr Wehmut Jahr für Jahr.
Das Leben früher mit so viel Hoffnung begonnen,
nun im Sand der Zeit zwischen den Fingern zerronnen.
Alle Wut, alles Hadern wird mit dem letzten Atemzug enden.
Im Jetzt nur selbst geschaffenes, kleines Glück in Händen.
Die Liebe irgendwo auf dem Weg verloren,
nur mehr ein schwaches Echo in meinen Ohren.
(Leseprobe aus „Gedanken und Gedichte“, ISBN 9783758306174, auch als E-Book erhältlich)
L E B E N
Frühling war’s erst gestern.
Sommer ist’s schon heute.
Herbst wird’s morgen bereits sein.
Winter steht bald vor der Tür.
so vergeh’n tagaus, tagein alle unsre Jahre.
Hast gespielt als Kind,
da spürtest du den Ernst des Lebens.
Erwachsen nun hast du gelernt,
gewerkt von früh bis spät.
Fandest dein passendes Teil,
warst glücklich für Minuten.
Plötzlich waren Kinder da,
wurden größer, älter.
Sie gingen aus dem Haus so nach und nach
und brachten bald wieder Kinder.
Du hast dich über manches geärgert,
an vielem dich erfreut;
auch über deiner Arbeit letzten Tag.
War’s Herbst oder schon Winter?
Du hast in den Spiegel geschaut,
kanntest dein Gesicht nicht mehr.
Die Jahre waren verflogen,
dein Traum war verloren.
War das alles? Ist alles vorbei?
Bang deine Frage und verzweifelt
dein Wunsch, im Winter den Frühling, Sommer
und Herbst noch einmal zu sehen.
Doch im Innersten weißt du,
dass – mit der Erinnerung in Händen –
dein Winter zu Ende geht.
(Leseprobe aus „Gedanken und Gedichte“, ISBN 9783758306174, auch als E-Book erhältlich)
L I E B E ?
An die große Liebe glaubte ich,
als ich ein junges Mädchen war.
Sie schien so ferne für mich,
doch plötzlich wurde der Traum wahr.
Halb Kind noch, halb schon Frau
erwachten all‘ die weiblichen Gefühle.
Der Alltag war nicht länger grau,
die Stunden rannen in der Zeiten Mühle.
Meine Seele offenbart ich Stück für Stück.
Mein Vertrauen schenkt ich ohne Bedenken.
Jede Faser meines Herzens spürte dieses neue Glück,
dieses Empfangen und rückhaltlose Schenken.
Ich wollte denken an die Zukunft,
die so ungewiss war.
Mein Überlegen entbehrte aller Vernunft,
war vielleicht vermessen sogar.
Plötzlich war neben Glück auch die Angst,
pochten ganz leise die Sorgen.
Aber selbst wenn du bangst,
hoffst du auf ein anderes Morgen.
Doch eines Tages bin ich aus meinen Träumen erwacht.
All‘ meine Illusionen waren fort,
und ich sah, was ich nie hätt‘ gedacht,
„LIEBE“ ist nur ein Wort.
(Leseprobe aus „Gedanken und Gedichte“, ISBN 9783758306174, auch als E-Book erhältlich)