Ein Herzinfarkt, der das Leben abrupt zum Stillstand bringt, den bisherigen Weg in Frage stellt und zum Nachdenken zwingt. Hanna Holzbacher hat kein Geld für psychologische Betreuung und sieht nur einen Weg, das Chaos im Kopf zu ordnen: sie greift zum Stift bzw. zur Tastatur. Ihr Mann Bernhard, gestählt in dreißig Jahren Ehe, unterstützt sie nachsichtig auf ihrem Selbstfindungstrip. Und ein junger Verlag, auf die Best Ager fokussiert, akzeptiert nicht nur ihr Manuskript, sondern macht sie zu einem Aushängeschild, speziell betreut von Paul Santner. Für den unerwarteten Erfolg ihres Buches erhält Hanna als Geschenk eine Einladung zu einer Reise; damit beginnt das Karussell sich zu drehen.
Leseprobe 1:
Eine seiner graumelierten Haarsträhnen war ihm in die Stirn gefallen und um seine äußeren Augenwinkel breiteten sich kleine Fältchen wie ein zarter Fächer der Erheiterung aus. Jetzt kam noch Schalk in seinen Blick, weil ein toller Streich gut geglückt war. Dazu versprühte Paul dieses charmante Lächeln, das sicher schon viele Frauenköpfe verdreht hatte, wie sie vermutete. Bei wie vielen dann gebrochene Herzen die Folge waren, wollte Hanna lieber nicht wissen.
Sie sah ihn dastehen – anziehend, männlich selbstbewusst und unwiderstehlich. Warum nur hatte sie sich nicht mehr vor ihm gehütet? Ihr dummes Herz triumphierte gerade über ihren Verstand.
Doch Liebe ließ sich nicht verhindern, nicht leugnen, aber auch nicht zwingen. Sie passierte, so sehr man sich auch wehren wollte. Liebe brach manchmal so elementar wie ein unvorhersehbarer Sturm herein. Oder sie umhüllte wie eine sanfte Brise und trug ein Lebensschiff über eine weite Strecke. Hanna kannte beides und beides war gleich schön, tief und die Seele wärmend.
Leseprobe 2:
Bernhard hatte registriert, dass Hanna das Niederschreiben ihrer Erlebnisse und Erfahrungen gut tat, weshalb es wohl auch so mancher Psychologe zur Seelenhygiene empfahl. Doch das kostete sie Zeit. So hatte er einen wesentlichen Teil der Hausarbeit übernommen, gekocht, geputzt und den vierbeinigen Liebling versorgt. Er tat es ohne Murren, zumeist jedenfalls.
Ob Hanna wohl seine Hilfe zu schätzen wusste? Mit einem Anflug von Enttäuschung gestand Bernhard sich ein, dass sie es wohl kaum als einen Akt der Liebe auffassen würde. Aber genau das ist es, in meinen Augen, dachte er, und nicht die beteuerten, von ihr vielleicht erwarteten Worte einer Herzensempfindung. Seine Zuneigung, seine Liebe war für ihn etwas Selbstverständliches, das man nicht bereden brauchte. Für ihn war dieses Gefühl da, das musste genügen, auch ohne gestammelte Liebesschwüre.
Leseprobe 3:
Hanna beugte sich zu Bernhard, um ihm eine graue Haarsträhne aus seiner Stirn zu streichen.
Dabei streifte ihr Blick den Vollbart, der sein ovales Gesicht bedeckte. Die Farbe war mittlerweile von einem rötlichen Braun zu einem überwiegenden Grauweiß mutiert. Der gerundete Bauch und der insgesamt etwas fülliger gewordene Oberkörper zeugten von den fünfzehn Kilo mehr an Gewicht, die er seit ihrem Kennenlernen zugelegt hatte.
Meine Güte, sie sah ihn noch vor sich, wie er damals mit dem Sträußchen aus Blausternchen, Traubenhyazinthen und Schneeglöckchen vor ihr gestanden hatte, um ihr zu ihrem Geburtstag zu gratulieren. Wärme war ihr in die Wangen gekrochen, begleitet von einer stillen Freude. Die in ein nasses Tuch eingeschlagenen Blumenstängel waren noch mit Folie umwickelt gewesen. So viel an Sorgfalt hatte sie gerührt. Und seine stete Hilfsbereitschaft hatte sie in einen Mantel des Vertrauens gehüllt. Ihre Zuneigung war stetig gewachsen und unmerklich aus Sympathie Freundschaft geworden.
Im Jahr darauf war er mit ihr auf eine Anhöhe oberhalb ihrer Heimatstadt gefahren und hatte sehr geheimnisvoll getan. Er war ausgestiegen und hatte sie eine Minute später zu sich gerufen, um ihr wegen des Windes die selbst gebackene Torte mit den brennenden Kerzen im Kofferraum seines Autos zu überreichen.
Wie hätte sie sich da nicht in ihn verlieben sollen?
Auf leisen Pfoten und nicht wie eine Urgewalt war die Liebe herangeschlichen und hatte sich nachhaltig festgesetzt.
"Sind drei einer zu viel?", Liebesroman,
ISBN 9783741284861